Monday, December 24, 2007

Weihnachten in Äthiopien - Melkam Genna

Ich feiere Weihnachten in Addis schon zum dritten Mal (unglaublich eigentlich) und nicht wirklich viel deutet daraufhin. Es ist ein Tag wie jeder andere auch, fernab des Konsumwahnsinns des Westens. Es bleib mir hier fast mehr Zeit darüber nachzudenken was Weihnachten eigentlich wirklich bedeutet, egal ob man jetzt religiös ist oder nicht! Es ist für mich ein Fest der Begegnung und vorallem des Friedens. Vorallem des zwischenmenschlichen Friedens und der Freundschaft. Seltsamer Gedanken,wenn ich mir vorstelle in einem Land zu leben das Krieg mit einem Nachbarland führt. Jedenfalls hat mir mein Aufenthalt hier in Äthiopien geholfen, über den Rand meiner Welt hinauszuschauen und meinen Horizont zu erweitern. Es ist schon bemerkenswert wie anders und groß sie ist. Österreich, Europa und der Westen an sich sind zwar eine wirtschaftliche Macht aber eigentlich unbedeutend im Vergleich zur Größe der "restlichen" Welt. Die Präpotenz des Westens auch im politisch-historischen Kontext wirklich bemerkenswert.

Die orthodoxen Christen feiern Weihnachten erst am 7. Jänner und unsere Traditionen (Weihnachtsbaum, Christkind) gibts hier natürlich auch nicht. Über 50 % der Äthiopier interessiert Weihnachten sowieso nicht, weil sie Moslems sind! Manche amerikanisierten Äthiopier (medial, etc.) übernehmen Traditionen, wie Santa Claus etc. aus den USA. Das erinnert mich ein bißchen an Halloween bei uns ;-)

"Melkam Genna" in Äthiopien

Weihnachten heißt in Äthiopien "Genna" oder "Lidet" und wird am 7. Januar gefeiert. "Lidet" heißt übersetzt "Geburtstag" und "Genna" leitet sich sehr wahrscheinlich von "Gennana"ab, was so viel wie ganz besonders", "berühmt" oder "hervorragend" bedeutet. Es drückt die Freude, Liebe und den Respekt aus, den die Menschen für das Christkind empfinden.

Die Körper und Geist reinigende, 43 Tage währende Fastenzeit spielt eine zentrale Rolle in der spirituellen Vorbereitung auf das Fest der Geburt Christi. Weihnachten beginnt am Abend des 6. Januar mit einem Gottesdienst. Tausende versammeln sich in und vor den überfüllten Kirchen. Wegen des großen Andrangs wird der Gottesdienst über Lautsprecher nach draußen übertragen und ist auf den Kirchengrundstücken und umliegenden Straßen gut zu verfolgen.

Die meisten Besucher tragen beim Betreten der Kirche eine Kerze mit sich. Nach alten Regeln stehen Frauen und Männer in getrennten Bereichen der Kirche. Die Priester und "Debtera", "Laienpriester" oder "Priesterschüler", stimmen uralte Weihnachtslieder an, die von der Gemeinde mitgesungen werden. In Kirchen, die einen Jesus Tabot besitzen, holen die Priester ihn aus dem Allerheiligsten und tragen den verhüllten Tabot auf dem Kopf dreimal um die Kirche. Ihnen folgt eine Prozession von Weihnachtsgängern, von Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen mit brennenden Kerzen in den Händen. Die gesamte Zeremonie dauert bis zum frühen Morgen.

Nach der Weihnachtsmesse endet die Fastenzeit. Die Straßen sind gefüllt von Menschen in traditionellen weißen äthiopischen Kleidern. Das Festessen im Kreis der Großfamilie besteht aus "Injera", einem Sauerteig-Fladenbrot und unterschiedlichen Soßen. Auf dem traditionellen äthiopischen Tisch, dem geflochtenen "Mesob", liegt ein großes Tablett. Darauf werden die Fladen und Soßen serviert. Alle sitzen im Kreis um den Tisch und essen mit den Händen. Oft wird für das Festessen ein Schaf geschlachtet.

(aus: Santa, Sinter, Joulupukki - Weihnachten hier und anderswo von Pit Budde und Josephine Kronfli, Ökotopia Verlag)

Quelle

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