Friday, June 03, 2005

Äthiopien: Experten befürchten starken Anstieg der Aids-bedingten Todesfälle

Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
3. Mai.2005

Äthiopien: Experten befürchten starken Anstieg der Aids-bedingten Todesfälle
Schon heute sterben in Äthiopien jährlich 900.000 Menschen an den Folgen von Aids. Die sozio-ökonomischen Folgen sind gravierend. Wissenschaftler haben nun eine Verdoppelung der Todesfälle bis 2008 vorausgesagt.
Die Zahl der Äthiopier, die jährlich an der Immunschwächekrankheit sterben, könnte sich binnen drei Jahren auf 1,8 Millionen verdoppeln, wenn nicht Maßnahmen zur Senkung der Infektionsraten und zur besseren Versorgung von Aids-Kranken getroffen werden. Im Jahr 2003 starben insgesamt 900.000 Men-schen in Äthiopien an Aids. Das geht aus einer Studie hervor, die im Rahmen des US-Aids-Hilfsprogramms PEPFAR (President’s Emer-gency Plan for Aids Relief) zusammen mit Experten der Vereinten Nationen und dem äthiopischen Aids-Sekretariat erstellt wurde.
Den Wissenschaftlern zufolge hat die Heimkehr von 75.000 Soldaten nach dem -Grenzkon.ikt mit Eritrea 1998 bis 2002 die Situation in dem ostafrikanischen Land weiter verschlimmert. In einem Krankenhaus für Sicherheitskräfte – zumeist ehemalige Angehörige der Armee – und deren Familien in Addis Abeba sind derzeit 80 Prozent der Betten mit Patienten belegt, die an Aids-bedingten Krankheiten leiden. Die HIV-Prävalenzrate aller Patienten der Klinik beträgt 30 Prozent, so die Studie. Auch der Bildungssektor leidet unter den Folgen der Aids-Pandemie: Zwischen 1998 und 2000 stieg die Zahl der Todesfälle aufgrund von Aids unter Lehrern um fünf Prozent an. Zusätzlich fehlte ein Drittel aller Lehrer in diesem Zeitraum für eine Woche oder länger wegen Aids-bedingter Krankheiten in der Familie.
Aids trifft auch in Äthiopien vor allem Menschen in der produktivsten Phase ihres Lebens. Dies wird in der Zukunft zu einer massiven Beeinträchtigung der wirtschaft-lichen Entwicklung des Landes führen. Zu-sätzlich haben bereits eine Million Kinder ihre Eltern verloren.
Die äthiopischen Behörden schätzen, dass sich derzeit etwa 1,5 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert haben. Die Weltgesundheitsorganisation geht dagegen von 2,8 Millionen Infizierten aus. Jede Woche gibt es etwa 5.000 Neuinfektionen.


Zukunft für Jugendliche durch Aufklärung
Unzureichende Sexualaufklärung und der fehlende Zugang zu Verhü-tungsmitteln sind auch wesentliche Gründe für die rasche Ausbreitung von HIV/Aids bei Jugendlichen in Äthiopien.
Die DSW hat daher seit 1998 ein Netzwerk von mehr als 200 Ju-gendklubs aufgebaut, in denen junge Menschen von ausgebildeten Jugendberatern über Sexualität, Verhütung und HIV/Aids aufgeklärt werden. Mitglieder der DSW-Jugendklubs veranstalten regelmäßig Theateraufführungen, Musikveranstaltungen und Sport-Events in ihren Gemeinden, um ihr Wissen an Gleichaltrige in ihrem Umfeld weiterzugeben.Bis Ende 2004 konnte die DSW etwa 3,6 Millionen äthiopische Jugendliche mit ihrem Aufklärungsprogramm erreichen.

mh

Quelle: Push Journal, 13. April 2005.