Friday, April 11, 2008

Nahrungsmittel werden zum Luxusgut

Paris - IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn betrachtet den weltweiten Anstieg der Lebensmittelpreise als ebenso großes Problem für die Weltwirtschaft wie die globale Finanzkrise. "Es gibt heute nicht nur eine reine Wachstumskrise, sondern eine mindestens ebenso wichtige Krise entwickelt sich gerade durch das Anziehen der Inflation sowie der Preise von Rohstoffen und besonders Lebensmitteln", sagte der Präsident des Internationalen Währungsfonds (IWF) dem französischen Fernsehsender France 24.

"In einer Anzahl von Ländern, namentlich in Afrika, wird dies zu wirtschaftlichen Turbulenzen führen, aber auch zu beträchtlichem individuellen Leid, weil es eine der Ernährungsgrundlagen destabilisieren wird."

Neben Missernten in Folge von Dürren und Überschwemmungen werden auch die hohen Ölpreise und der schwache Dollar für den seit drei Jahren zu beobachtenden Anstieg der Nahrungsmittelpreise verantwortlich gemacht. Hinzu kommen wachsende Importe nach China und Indien sowie der Boom des Bio-Sprits, der zur Verringerung von Anbauflächen für Lebensmittel geführt hat.

Für Jose Graziano von der für Lateinamerika und die Karibik zuständigen UN-Agrarorganisation gehören auch internationale Investmentfonds zu den Preistreibern. "Die Krise ist die Folge eines spekulativen Angriffs, und sie wird andauern. Das ist keine Verschwörungstheorie", sagte Graziano in Brasilia. Fehlendes Vertrauen in den Dollar habe die Fonds veranlasst, mit Rohstoffen höhere Gewinne zu machen. Nach Metallen hätten sie ihr Augenmerk auf Nahrungsmittel gerichtet.

Erste Schätzungen

Die Verdoppelung der Preise in den vergangenen drei Jahren könnte nach Schätzungen der Weltbank 100 Mio. Menschen in den Entwicklungsländern in noch größere Armut treiben. Die weltweite Armut könnte dabei um drei bis fünf Prozent zunehmen. Das seien aber nur erste Schätzungen, sagte Weltbankdirektor Marcelo Giugale.

Wegen der zum Teil drastisch gestiegenen Preise für das Essen ist es in mehreren Entwicklungsländern zu Unruhen gekommen. Die jüngsten Ausschreitungen wurden am Donnerstag aus Tunesien gemeldet. Bei den Zusammenstößen seien in den vergangenen drei Tagen in Redeyef im Zentrum des Landes mehr als 20 Menschen seien festgenommen worden, hieß es in Gewerkschaftskreisen. Gewaltsame Proteste sind in dem Mittelmeerland selten. Tunesien gehört zu den nordafrikanischen Staaten mit der größten Mittelschicht. Nach Jahren des wachsenden Wohlstands bekommen aber viele Menschen die steigenden Preise von importierten Lebensmitteln zu spüren. Im Februar lag die Teuerungsrate bei Nahrungsmitteln bei 8,6 Prozent. (APA/Reuters)

Quelle


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